Die Mistel [Viscum]

Bei dieser Pflanze lohnt sich eine genaue Betrachtung. Die Mistel ist ein ausdauerndes Gewächs, welches in der Krone von Laubgehölzen wie Pappel, Birke, Weide, Linde oder auch auf Apfelbäumen lebt. Ihre Wurzeln dringen in die Leitungsbahnen ihrer Wirtspflanze ein und entnehmen dort Wasser und Nährstoffe, in der Regel ohne ihre Wirtspflanze übermäßig zu schädigen. Botanisch gesehen ist die Mistel ein Parasit. Ihre kugelige Form erhält die Mistel, weil sie ungeachtet des Lichteinfalls in alle Richtungen wächst. Sie wächst relativ langsam. Pflanzen mit 50 Zentimeter Durchmesser sind ungefähr 30 Jahre alt. Misteln sind zweihäusig. Weibliche Pflanzen tragen die durchscheinenden weißen Beeren, die giftig sind. Es gibt mehr als 30 Viscum-Arten. In Mitteleuropa ist überwiegend die Weißbeerige Mistel vertreten.

Dieser interessanten Pflanze wird seit Jahrhunderten vielerlei nützliche und geheimnisvolle Eigenschaften nachgesagt. Da ist zuerst der Brauch, diese merkwürdig anmutenden Zweige über die Eingangstür zu hängen und sich darunter zu küssen. Dies soll Glück bringen - nicht nur in der Liebe.

Den Germanen, Kelten und Griechen war die Mistel ein Zeichen der Götter, denn sie wächst zwischen Himmel und Erde. So verbinden sich mit der Mistel noch andere Mysterien. Man sagte ihr schon in alten Zeiten nach, dass sie böse Geister, Blitzschlag und Feuer von Haus und Hof abhält, dass sie Schlösser öffnen und Schätze finden kann.

Die Medizin im Mittelalter setzte die Mistel gegen Geschwüre, Ohrenschmerzen, Fallsucht, Schwindel und Vergiftungen ein. Sie sollte die Fruchtbarkeit von Menschen und Tieren steigern. Pfarrer Sebastian Kneipp schwor bei Frauenleiden und Kreislaufstörungen auf Mistelmedizin. Mistel Blätter und Zweige als Tee werden auch heute noch als blutdrucksenkendes Mittel verwendet. Anthroposophische Ärzte wenden Mistelpräparate zur Krebsbehandlung an.

Rund um die Weihnachtszeit werden hier und da Mistelzweige angeboten. Die Pflege ist einfach. Wenn du den Mistelzweig besonders lange erhalten möchtest, hänge ihn an einem kühlen Platz im Freien auf. Nicht ins Wasser stellen, dann werden die Stiele faulen. Manchmal ist es aber viel schöner die Pflanzen an einem sonnigen Tag bei einem winterlichen Spaziergang zu bewundern. Vom selbst abpflücken rate ich aber ab, denn die, wie übergroße Nester aussehenden, Sträucher hängen an den kahlen Bäumen meist sehr hoch.