Obstbaumschnitt
Beim Obstbaumschnitt unterscheidet man den Pflanzschnitt, den Erziehungs- oder Aufbauschnitt, den Erhaltungsschnitt und den Verjüngungsschnitt. Bei jeder der Gehölzschnitte können Fehler gemacht werden.
Der Pflanzschnitt
Hierbei muss man unterscheiden, ob der Baum mit Unterkultur oder ohne Unterkultur stehen soll. Besonders intensiv erfolgt der Pflanzschnitt Schnitt, wenn der Baum im Gras, im Hühnerauslauf oder im Gemüsebeet stehen soll, also mit einer Unterkultur konkurrieren muss. Bäume, die unter optimalen Bedingungen stehen sollen, also ohne Unterkultur, werden nicht so stark zurückgeschnitten. Sie treiben ohnehin kräftiger aus. Pflaumenbüsche und Süßkirsche-Viertelstämme werden beim Pflanzschnitt ebenso wie Apfelbüsche oder Apfelviertelstämme behandelt. Bäume aus dem Container benötigen keinen Wurzelschnitt.
Sind die Gehölze nicht im Pflanzgefäß gewachsen, also wurzelnackt, haben sie von der Rodung über den Transport bis zum Verkauf schon einiges durchgemacht und unter Umständen auch Beschädigungen. Deshalb werden vor dem Pflanzen zu lange, beschädigte und kranke Wurzeln gekürzt. Die Hauptwurzeln werden neu angeschnitten. Die feinen Haarwurzeln werden nicht beschnitten. Auf keinen Fall dürfen größere Wurzelteile entfernt werden. Der Schnitt hat so zu erfolgen, dass die Schnittwunden nach unten zeigen.
Das Pflanzloch sollte mindestens den Durchmesser des Wurzelballens haben.
Der eigentliche Pflanzschnitt dient dem Aufbau der Baumkrone, meist in Pyramidenform. Steinobst schneidet man etwas stärker zurück als Kernobst. Außer dem Mitteltrieb, der eigentlichen Stammverlängerung, bleiben drei bis vier kräftige, gut positionierte Seitentriebe stehen. Die Basis der Triebe sollte nicht auf gleicher Höhe liegen. Diese Triebe werden zu den seitlichen Leitästen Die restlichen, konkurrierenden Triebe werden an der Basis entfernt. Auch der Afterleittrieb (Konkurrenztrieb zum Mitteltrieb) wird abgeschnitten. Steht ein Trieb zu steil nach oben, kann man ihn durch Abspreizen mit einem Spreizholz in die richtige Lage zwingen. Ist ein Trieb zu schwach entwickelt, kann man ihn mit Bast o. ä. aufbinden, damit er nicht im Wachstum zurückbleibt.
Nun kürzt man die Kronentriebe um ein Drittel. Dabei richtet man sich nach dem schwächsten Trieb. So erhalten alle Triebe die gleiche Länge, außer der Mitteltrieb, der steht 15 bis 20 Zentimeter darüber. Diese Maßnahme reduziert die Blattmasse, was das Wurzelwachstum fördert. Das Schnitt-Resultat kann entweder pyramidenförmig (Apfel 100 bis 120°, Birne 80 bis 90°) oder waagerecht mit hervorstehendem Kronentrieb (Saftwaage) sein. Alle Schnitte legt man dicht über ein Auge, welches nach außen zeigt.